Lünen/Duisburg (idr). Mit feierlichen Preisverleihungen endeten am Wochenende zwei Filmfestivals in der Metropole Ruhr: Beim Kinofest Lünen wurden elf Filmpreise im Wert von 32.800 Euro vergeben. Der mit 10.000 Euro dotierte Publikumspreis Lüdia ging an Regisseurin Tini Tüllmann für ihren Psychothriller „Freddy Eddy“. Evi Goldbrunners und Joachim Dollhopfs Film „Auf Augenhöhe“ gewann den Kinderfilmpreis Rakete und 3.000 Euro.
Die 40. Duisburger Filmwoche lobte fünf Auszeichnungen im Gesamtwert von 23.000 Euro aus. Den mit 6.000 Euro dotierten Arte-Dokumentarfilmpreis erhielt der Streifen „Havarie“, in dem Philip Scheffner ein kurzes YouTube-Video über ein Flüchtlingsboot auf 90 Minuten dehnt. Ebenfalls 6.000 Euro Preisgeld sind mit dem 3sat-Dokumentarfilmpreis für den besten deutschsprachigen Dokumentarfilm verbunden, der an Patric Chiha ging für seine Doku „Brüder der Nacht“ über bulgarischen Roma in Wien.
Infos: www.kinofest-luenen.de und www.duisburger-filmwoche.de
Archiv für November 2016
Flüchtlingsrat NRW fordert: Keine Abschiebungen nach Afghanistan
Afghanistan ist kein sicheres Land. Nach Afghanistan abzuschieben, bedeutet Menschenleben zu gefährden!
Nach dem Anschlag auf das deutsche Generalkonsulat in Masar-i-Sharif im Norden Afghanistans, bei dem nach aktuellem Kenntnisstand sechs Menschen getötet und 119 verletzt wurden, erscheint vielen Deutschen die Lage in Afghanistan plötzlich wieder gefährlich und unsicher. Zuvor noch hatte Bundesinnenminister Thomas de Mazière viele Gebiete in Afghanistan für sicher erklärt und gefordert, Abschiebungen nach Afghanistan zu vollstrecken.
Es gibt in Afghanistan keine Gebiete, die auf Dauer sicher sind. Auch unterhalb der Schwelle von Anschlägen verbreiten Taliban und regionale Warlords Schrecken. Die Zahl der zivilen Opfer der kriegerischen Auseinandersetzungen in Afghanistan hat in diesem Jahr neue Höchststände erreicht. Für den Zeitraum von Januar bis Juni 2016 berichtet die Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA) in seinem Media Report über 3.565 Verletzte und 1.601 getötete Zivilisten. Die Lage hat sich seitdem in vielen Landesteilen noch verschärft.
Trotz verschärfter Lage in Afghanistan sinkt in Deutschland die Anerkennungsquote für afghanische Flüchtlinge von ca. 80% in 2015 auf nunmehr unter 50%. Asylanträge von mehr als 10.000 AfghanInnen wurden 2016 bereits abgelehnt. Das Bundesamt entscheidet oft ohne Berücksichtigung der individuellen Fluchtgründe. Und auf Ablehnungen sollen Abschiebungen folgen: Die Bundeskanzlerin sprach kürzlich von einer „nationalen Kraftanstrengung.“ Mit dem Abschluss eines afghanisch-deutschen Rückübernahmeabkommens rücken massenhafte Abschiebungen näher, die den Großteil der betroffenen Menschen Unsicherheit, Elend und Gefahren aussetzen werden.
Der Flüchtlingsrat NRW fordert die Landesregierung NRW auf, von Abschiebungen nach Afghanistan abzusehen. Darüber hinaus muss es faire und sorgfältige Asylverfahren geben und AfghanInnen muss der Zugang zu Integrations- und Sprachkursen während der laufenden Asylverfahren muss ermöglicht werden.
Für ein weltoffenes und tolerantes Nordrhein-Westfalen
Gemeinsamer Aufruf von Kirchen, Arbeitgebern und Gewerkschaften
Nordrhein-Westfalen ist ein weltoffenes, tolerantes und vielfältiges Bundesland, in dem Migranten und Zuwanderer bereits seit seiner Gründung einen festen Platz in unserer Gesellschaft haben. Das friedliche und respektvolle Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kultur, Herkunft und Religion ist bei uns seit Jahrzehnten gelebte Realität.
Mit Sorge beobachten wir eine zunehmende Polarisierung unserer Gesellschaft. Populisten schüren Ängste und Hass gegen Flüchtlinge, Moslems und Andersdenkende. Im Internet beobachten wir eine Verrohung des zwischenmenschlichen Umgangs, anstelle des rationalen Diskurses treten Hetze und Verschwörungstheorien. Aber es bleibt nicht bei verbalen Attacken, die Zahl von Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte ist so hoch wie nie zuvor.
Kirchen, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände setzen sich für ein weltoffenes und tolerantes Nordrhein-Westfalen ein. Rassismus, Ausgrenzung und Respektlosigkeit dürfen keinen Platz in unserem Miteinander bekommen. Wir sind uns sicher, dass Solidarität und Zusammenhalt Voraussetzung für eine gute Zukunft sind und stellen uns gegen jeden Versuch, unsere Gesellschaft zu spalten. Wir sind davon überzeugt, dass gesellschaftliche Debatten durch sachliche Auseinandersetzungen und ein faires Ringen um die beste Lösung auszutragen sind, nicht durch Hass und Gewalt. Wir setzen uns ein für ein starkes und solidarisches Europa und sprechen uns gegen Nationalismus und Abschottung aus. Wir fühlen uns für die Menschen verantwortlich, die vor Krieg und Verfolgung zu uns geflüchtet sind, und sehen es als unsere Aufgabe, sie bei ihrer Integration zu unterstützen.
Kirchen, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände sind sehr unterschiedliche Institutionen und haben zum Teil verschiedene Interessen. Uns verbindet aber ein gemeinsames Wertefundament, das auf einem klaren Bekenntnis zu unserem Grundgesetz, unserer Demokratie und unserem Rechtsstaat beruht. Daher rufen wir alle Bürgerinnen und Bürger auf, Farbe zu bekennen und jeder Form von Hass, Rassismus, Beleidigung oder Gewalt entschieden entgegenzutreten. Unser Frieden, unsere Freiheit und unser Wohlstand sind nicht selbstverständlich. Es braucht selbstbewusste Demokratinnen und Demokraten, die täglich dafür einstehen – in der Öffentlichkeit, am Arbeitsplatz und im privaten Umfeld.
Studie zur sozialen Gerechtigkeit in Europa: Aufschwung am Arbeitsmarkt kommt nicht bei allen Menschen an
Angetrieben von einer Erholung auf dem Arbeitsmarkt, haben sich die Teilhabechancen der EU-Bürger erstmals seit Beginn der Wirtschaftskrise 2008 leicht verbessert. Doch davon profitieren nicht alle. Das Armutsrisiko verharrt in vielen Ländern auf hohem Niveau. Kinder und Jugendliche in Südeuropa leiden noch immer am stärksten unter den Auswirkungen der Wirtschaftskrise.
Flüchtlingsrat NRW fordert: Keine Abschiebungen von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen!
Im Zuge des steigenden Abschiebungsdrucks, insbesondere gegenüber Menschen aus den sogenannten „sicheren Herkunftsstaaten“, geraten in NRW nun selbst unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ins Visier der Ausländerbehörden.
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kommen allein, ohne Elternteil, nach Deutschland und zählen zum Kreis der besonders schutzbedürftigen Personen. Um ihrem Schutzbedarf ausreichend Rechnung zu tragen, waren Abschiebungen von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in NRW in der Vergangenheit eine absolute Ausnahme. Aktuelle Fälle lassen nun einen gegenläufigen Trend befürchten. Im Aufenthaltsgesetz ist geregelt, dass ein unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nur abgeschoben werden kann, wenn sichergestellt ist, dass dieser nach der Abschiebung in die Obhut seiner Familie oder einer Fürsorgeeinrichtung übergeben wird. In den uns vorliegenden Fällen sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt. Es fehlt seitens der Ausländerbehörde an einer Mitteilung über die Aufnahme- und Versorgungssituation für die Jugendlichen, die nach Albanien abgeschoben werden sollen. Deshalb ist völlig unklar, wer im Zielstaat die Fürsorge für diese Jugendlichen übernehmen wird.
Der politische Wille, Menschen aus den sogenannten „sicheren Herkunftsstaaten“ des Westbalkan so schnell wie möglich abzuschieben, macht kaum noch vor humanitären Hürden halt. Birgit Naujoks, Geschäftsführerin des Flüchtlingsrats NRW kommentiert: „Menschen aus den Westbalkanstaaten sind schon rechtlich schlechter gestellt als andere Flüchtlinge. Dass bei den beiden anstehenden Abschiebungen offenbar auch das geltende Recht nicht angewandt wird, zeigt einmal mehr, dass der politisch gewollte Abschiebungsdruck seine Wirkung entfaltet. Dabei wird das Kindeswohl, welches bei allen unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreffende Maßnahmen beachtet werden muss, durch eine Abschiebung massiv verletzt“.
Der Flüchtlingsrat NRW fordert die Landesregierung Nordrhein-Westfalen auf, in einem Erlass klarzustellen, dass aus NRW keine unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge abgeschoben werden. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen muss immer Priorität vor ordnungsrechtlichen Maßnahmen haben!
Folkwang Symposium thematisiert kulturelle Aspekte der Migration im Ruhrgebiet
Duisburg (idr). Wie verändern sich Kultur- und Bildungsinstitutionen durch Migration und welchen Beitrag können Kulturschaffende für die Integration von neu zugewanderten Menschen leisten? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Symposium „Kulturelle Aspekte der Migration im Ruhrgebiet“, das am 18. und 19. November am Campus Duisburg der Folkwang Universität stattfindet. Die Tagung ist öffentlich.
Die interdisziplinäre Tagung thematisiert aktuelle Fragestellungen von Migrations- und Fluchterfahrungen sowie Aspekte der Integrationspolitik. Neben Vorträgen, die sich mit Stadtgesellschaften im Wandel oder der Situation von Geflüchteten an Hochschulen im Ruhrgebiet beschäftigen, machen die Teilnehmer aus Politik, Kultur- und Sozialwissenschaften eine Bestandsaufnahme bestehender Integrationsmaßnahmen.
Ausrichter sind die Folkwang Universität der Künste, der Landesmusikrat NRW, die Junge Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Verein INTEZ.
Infos: www.folkwang-uni.de
Ein Deichmann-Förderpreis für Integration geht an Essener Grundschule
Essen/Düsseldorf (idr). Die Eichendorffschule Schönebeck hat heute in Düsseldorf den mit 8.000 Euro dotierten zweiten Preis des Deichmann-Förderpreises für Integration in der Kategorie „Schulische Präventivmaßnahmen“ erhalten. Die Schule verfolgt einen ganzheitlichen Integrationsansatz, der neben den Schülern auch die Eltern mit einbezieht.
An der städtischen katholischen Grundschule geben rund 30 Eltern Deutschunterricht für geflüchtete Kinder, um den Schulanfängern den Einstieg zu erleichtern und die noch nicht schulpflichtigen Kinder auf die Schule vorzubereiten. Auch Schüler helfen den geflüchteten Gleichaltrigen. Jetzt sollen Firmen dazu motiviert werden, dass sie geflüchteten Eltern Praktika anbieten.
Der Deichmann-Förderpreis will Projekte, die sich in herausragender Weise für Integration engagieren, ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken. Er ist mit insgesamt 100.000 Euro dotiert.