Die RWTH kooperiert mit der Berliner Kiron University, um Flüchtlingen mittels Online- und Präsenzstudium einen Hochschulabschluss zu ermöglichen.
Viele der in den letzten Monaten nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge sind an einer akademischen Ausbildung interessiert und besitzen dafür auch die nötigen Voraussetzungen. Doch um Hochschulbildung in Anspruch nehmen zu dürfen, müssen sie viele bürokratische Hindernisse überwinden. Laut Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) sind fehlende rechtliche Dokumente, eingeschränkte Kapazitäten der Bildungseinrichtungen, Studiengebühren und Sprachbarrieren dabei die Hauptschwierigkeiten.
Die Berliner Kiron University möchte diese Barrieren abbauen. Ihr Angebot ist gebührenfrei, unbürokratisch und zunächst standortungebunden. Studierende haben zwei Jahre Zeit, fehlende Dokumente nachzureichen. Für den Anfang genügt ein Nachweis der Identität und des Status als Asylsuchenden. Die Flüchtlinge haben dadurch die Gelegenheit, die Zeit ihres Aufenthaltes sinnvoll zu gestalten. Mithilfe sogenannter Massive Open Online Courses (MOOCs) namhafter Universitäten wie Harvard oder Yale, aber auch deutscher Hochschulen, können die Studierenden die ersten beiden Jahre ihres Studiums online lernen. Für das dritte Jahr wechseln sie zu einer Partnerhochschule. Eine diese kooperierenden Universitäten ist die RWTH Aachen.
400 Kurse in fünf Studiengängen
Durch die Zusammenarbeit mit den bislang 15 internationalen Hochschulen können rund 400 Kurse in fünf Studiengängen angeboten werden, darunter Ingenieurwesen, Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Architektur und Cultural Studies. „Flüchtlinge haben einen langen Weg hinter sich und einen spannenden vor sich: Sie bilden ein unglaubliches Potenzial für unsere Wirtschaft, vor allem hinsichtlich des zukünftigen Ingenieurmangels“, sagt Prof. Dr. Malte Brettel, Prorektor für Wirtschaft an der RWTH Aachen. „Flüchtlingen direkt die Chance zu geben, über Online-Kurse zu lernen, um sie später in unser Studium zu integrieren und an die Wirtschaft heranzuführen, kann für uns alle nur ein Herzenswunsch sein.“
Insgesamt sind bei der Kiron University schon über 15.000 Bewerbungen eingegangen.