Mit einer in Deutschland einzigartigen App verstärkt Nordrhein-Westfalen sein Engagement für geflüchtete Frauen: „RefuShe“ bietet leicht verständliche Informationen unter anderem über Lebensweise und Gesellschaft in Deutschland, Grundwerte wie Gleichstellung und Selbstbestimmung sowie Hilfeangebote für Frauen, die grundsätzlich für alle Zugewanderten nützlich sein können.
„Frauen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, haben häufig in Gesellschaften gelebt, in denen sie nicht die gleichen Rechte hatten wie Männer, nicht so selbstbestimmt über ihr Leben entscheiden konnten und in denen Gewalt gegen Frauen vielfach als legitim angesehen wird. Auch auf der Flucht sind viele von Gewalt bedroht gewesen. Mit der App ,RefuShe‘ wollen wir geflüchtete Frauen über ihre grundlegenden Rechte in Deutschland sowie über Hilfemöglichkeiten bei Gewalt informieren. Die App soll das Ankommen in Nordrhein-Westfalen erleichtern, die Frauen unterstützen und ihnen ein Bewusstsein dafür vermitteln, dass sie hier frei und gleichberechtigt leben können“, erklärte Emanzipationsministerin Barbara Steffens bei der Vorstellung der App in Düsseldorf.
In den vergangenen beiden Jahren sind rund 300.000 schutzsuchende Menschen nach Nordrhein-Westfalen gekommen, davon sind etwa 100.000 Frauen. Mehr als 80 Prozent der Geflüchteten nutzen das Internet, vor allem über Smartphones. Entsprechend sind Flüchtlingsfrauen über die App „RefuShe“, die in fünf Sprachen (Deutsch, Englisch, Arabisch, Kurdisch, Paschtu) zur Verfügung steht, gut erreichbar. Um die Informationen leicht verständlich darzustellen, werden unter anderem Videos eingesetzt, die Grundrechte wie Gewaltfreiheit und Gleichberechtigung erklären. Thematisiert wird beispielsweise Selbstbestimmung, der Umgang mit Sexualität in Deutschland, und dass jeder Mensch hier seinen individuellen Lebensstil verwirklichen kann, so lange niemand anders deswegen in seinen Rechten eingeschränkt wird. Außerdem bietet die App von Gewalt betroffenen oder bedrohten Frauen Kontaktdaten von Frauenberatungsstellen und Hilfeeinrichtungen sowie Notrufnummern. Eine Navigationsfunktion führt die Nutzerinnen zu Beratungsstellen in ihrer Nähe.
Durch die Zusammenarbeit mit Organisationen der Frauen- und Migrantinnenhilfe wurden die kulturellen Hintergründe der Frauen bei der Aufbereitung der Inhalte besonders berücksichtigt. So werden etwa Menschen unterschiedlicher Herkunft sowie Frauen mit und ohne Kopftuch gezeigt. In personalisierten Geschichten werden beispielhaft Schwierigkeiten und Probleme geflüchteter Frauen aufgegriffen und mögliche Lösungs- und Hilfemöglichkeiten gezeigt. Die Texte verzichten auf Formulierungen mit „erhobenem Zeigefinger“, damit die Inhalte nicht als Drohung verstanden werden. In einem Akzeptanztest bewerteten Flüchtlingsfrauen die App sehr positiv.
Um auf „RefuShe“ aufmerksam zu machen, werden in Frauenbereichen von Flüchtlingsunterkünften Plakate aufgehängt. Zudem wird Fachkräften, Ehrenamtlichen und Organisationen, die in der Flüchtlings- oder Frauenhilfe tätig sind, das neue Angebot vorgestellt, sodass sie geflüchtete Frauen entsprechend informieren können. Bekannt gemacht wird die App auch über soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook.
„Die App ,RefuShe‘ unterstützt Frauen bei der Integration und soll sie ermutigen, ihre Rechte wahrzunehmen. Von Gewalt betroffene Frauen finden Beratungs- und Unterstützungsangebote und im Notfall schnelle Hilfe, sodass die Anwendung präventiv dazu beitragen kann, Betroffene vor erneuten Übergriffen zu schützen sowie Retraumatisierungen und andere psychische oder körperliche Folgen von Gewalt zu vermeiden“, so Ministerin Steffens.
Hintergrund:
- Der Name „RefuShe“ setzt sich zusammen aus dem englischen Wort für Flüchtling „Refugee“ und dem englischen Wort „she“ für sie.
- Die App „RefuShe“ für Android-Handys kann ab sofort kostenlos im Google Playstore heruntergeladen werden.
- 2015 und 2016 sind rund 300.000 geflüchtete Menschen in NRW angekommen. Rund 33 Prozent sind Frauen.
- Die meisten Geflüchteten in NRW stammen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Sie stellen 60 Prozent aller Asylgesuche. Die Mehrheit der Menschen in Afghanistan spricht Paschtu, während in Syrien und im Irak überwiegend arabisch und kurdisch gesprochen wird.
- NRW hat 2016 Maßnahmen und Projekte für psychotherapeutische und psychosozialen Beratung, Gewaltschutz sowie zur Arbeitsmarktintegration von Mädchen, Frauen und LSBTI* mit insgesamt 3,6 Mio. Euro gefördert.
- Davon stehen 2016 für Beratung und Unterstützung von gewaltbetroffenen, traumatisierten Flüchtlingsfrauen 1,75 Mio. Euro zur Verfügung. Das Land hat diese Fördermittel im Vergleich zu 2015 (900.000 €) fast verdoppelt. 2017 werden ebenfalls 1,75 Mio. Euro bereitgestellt.