Wer Menschen integrieren möchte, wer sie gesellschaftlich einbinden will, muss auf sie zugehen. Dies ist eine banale Erkenntnis die von allen beherzigt wird, die in den verschieden caritativen und sozialen Einrichtungen ehren- oder hauptamtlich mitarbeiten. Und selbstverständlich gilt dieser Satz auch für de Integration von Flüchtlingen, Asylbewerbern und anderen Zuwanderern.
In Waltrop haben wir mit diesem Ansatz sehr viele positive Erfahrungen gemacht. Auch wenn die Prozesse der Integration nicht immer einfach und manchmal auch widersprüchlich erscheinen, durch das gemeinsame Vorgehen von Stadtverwaltung, caritativen Trägern und der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe, ist es uns gelungen viele Steine aus dem Weg zu räumen und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.
Dieses Vertrauen wurde nun nachhaltig durch die Äußerungen des stellvertretenden Bürgermeisters, Ulrich Meick, Flüchtlinge auf eine einsame Insel abschieben zu wollen, gestört. Wir fragen uns ernsthaft: Welche Bedeutung hatte eigentlich die Verleihung der Ehrenbürgerurkunde an die Flüchtlingshilfe von Seiten des Rates der Stadt, durch die Bürgermeisterin, denn nun wirklich?
War es naiv von uns zu glauben, dass unsere Politiker hinter uns stehen, dass sie es richtig und wichtig finden, vorurteilslos jeden Einzelnen freundlich aufzunehmen und nicht zuerst auf Herkunft, Hautfarbe oder Sprache zu schauen, sondern jedem eine Chance zu geben.
Wir meinen nein! Viele hundert Menschen in Waltrop unterstützen inzwischen Flüchtlinge in Waltrop, haben sich vielfach mit ihnen angefreundet und empfinden die Neuen als Bereicherung für ihr Leben. Namhafte Waltroper Bürgerinnen und Bürger bestätigen uns dies ständig mit Wort und Tat. Vereine, Verbände, Kirchen und Parteien bauen hauptamtliche Unterstützung und Kooperation aus, immer größere finanzielle Mittel zur Integration (nicht zur Ausgrenzung) werden zur Verfügung gestellt. Die Städtepartnerschaft gegen Rassismus nimmt immer konkretere Formen an, über das Projekt Demokratie leben werden zahlreiche Initiativen auf den Weg gebracht.
Wenn Politikern, die sowohl auf kommunaler als auch auf Landesebene für das Wohl der Bevölkerung einstehen wollen, bei jedem auftretenden Problem nichts besseres einfällt, als „deportieren und entsorgen“, sollten sie dringend eine Nachschulung in deutscher Geschichte erhalten. Es wird uns Angst und Bange, auch um andere „Problemgruppen“, wie Obdachlose, Behinderte, Alte…
Wie sollen wir uns in Zukunft vertrauensvoll an einen stellvertretenden Bürgermeister wenden, der solche menschenverachtenden Gedanken in einer populistisch aufgeheizten politischen Atmosphäre äußert? Auch unsere Bürgermeisterin muss sich fragen, ob sie sich zukünftig von jemandem vertreten lassen will, der Destruktivität als politisches Mittel sieht.
Und abschließend eine Frage an Herrn Meick: Wie sieht es aus mit ihrem Vertrauen in unsere demokratische Rechtsordnung, als Anwalt und Politiker? Was wollen Sie uns vermitteln? Glauben Sie, dass das eines stellvertretenden Bürgermeisters noch würdig ist?