Gütersloh, 04. August 2016. Durch die wachsende Zahl an Geflüchteten hat in Deutschland das freiwillige Engagement deutlich zugenommen. Insbesondere 2015 sind zahlreiche neue Initiativen entstanden. Laut der qualitativen Studie „Koordinationsmodelle und Herausforderungen ehrenamtlicher Flüchtlingshilfe in den Kommunen“ sind die Helfer weiterhin im Einsatz und hoch motiviert. Die Studie wurde vom Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) an der Berliner Humboldt-Universität im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt.
„Die Studie zeigt, dass viele Initiativen inzwischen dabei sind, sich zu institutionalisieren und beispielsweise Vereine gründen. Das ist wichtig, damit Engagement langfristig wirkt“, sagt Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Die engagierten Helfer in Deutschland übernehmen in der Flüchtlingsarbeit unter anderem Aufgaben, die normalerweise der Staat leisten müsste, wie zum Beispiel die Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und Wohnraum. Weiterhin besonders wichtig bleibt ihr Einsatz als Brücke zwischen den Geflüchteten und den Behörden. Beispielsweise übernehmen sie wichtige Lotsen-Funktionen, begleiten Geflüchtete bei Behördengängen, bei ersten Schritten in Schulen und Praktika oder führen frühzeitige Sprachförderung unabhängig vom Status der Flüchtlinge durch. So sorgen sie dafür, dass geflüchtete Menschen Angebote zur Integration überhaupt wahrnehmen können.
Freiwillig Engagierte brauchen Unterstützung von Kommunen
Gleichzeitig brauchen die freiwillig Engagierten die Unterstützung durch hauptamtliche Mitarbeiter auf Seiten der Kommunen, um sich auf die Integration konzentrieren zu können und eine Entlastung bei den zentralen Personen zu erreichen. „Das vielfältige Engagement ist und bleibt zentral für die Integration der geflüchteten Menschen“, sagt Bettina Windau, Leiterin des Bereiches „Zukunft der Zivilgesellschaft“ bei der Bertelsmann Stiftung. Windau weiter: „Damit dies langfristig gelingt, müssen Wege gefunden werden, um vor Ort das Engagement koordinierend zu unterstützen. Gleichzeitig müssen Autonomie und Mitsprache der Engagierten und der Geflüchteten geachtet werden.“
Freiwilliges Engagement ist der Kitt der Gesellschaft
Die Studie gibt einen Hinweis darauf, dass anscheinend viele Initiativen in Deutschland nicht nur als Hilfe für die Geflüchteten entstanden sind, sondern auch, um die Willkommenskultur zu stärken und um ein Zeichen gegenüber Andersgesinnten zu setzen. „Gerade jetzt nach den Gewalttaten der vergangenen Wochen, an denen offenbar auch Flüchtlinge beteiligt waren, sind die engagierten Freiwilligen eine zentrale Stütze. Denn: Durch ihre Arbeit wird in den Kommunen eine positive Stimmung gegenüber Geflüchteten erhalten. Diese Dimension des Engagements hat politische Wirkung gegen rechte Stimmungsmache. Die Gruppen und Vereine stärken somit den Zusammenhalt der Gesellschaft“, sagt Windau. Städte und Gemeinden sind gut beraten, auch künftig Koordinationsstellen aufzubauen und freiwilliges Engagement öffentlich mehr anzuerkennen. Denn ehrenamtliche Helfer leisten einen wichtigen Beitrag für das Zusammenleben in Deutschland. Koordinationsstellen stärken das Potenzial und die Wertschätzung der Zivilgesellschaft insgesamt.
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