Aufgrund des Vorstoßes der CDU, die Städtepartnerschaft zwischen den Städten Görele und Waltrop – aufgrund von Aussagen des türkischen Präsidenten Erdogan – ruhend stellen zu wollen, sieht sich der Vorstand des Deutsch-türkischen Freundeskreises e.V. gezwungen, auf die jüngsten Ereignisse zu reagieren.
Vorab zur Historie:
Auf Initiative des ehemaligen Vorsitzenden der DITIB-Gemeinde, Herrn Ali Osman Tokalak, und der ehemaligen Bürgermeisterin Frau Anne Heck-Guthe wurde 2008 ein Arbeitskreis, bestehend aus deutsch- und türkischstämmigen Waltroper Bürgern gebildet, der sich dem Thema Integration in Waltrop widmen sollte.
Die wöchentlichen Treffen fanden in der DITIB-Gemeinde, in der Stadthalle sowie im Rathaus statt.
Es wurden Ideen ausgetauscht und Projekte erarbeitet. Diese ‚lockere‘ Gesprächsrunde nannte sich seither „Deutsch-Türkischer-Freundeskreis“.
Schnell entwickelte sich der Arbeitskreis Integration zu einer etablierten Gesprächsrunde aus verschiedenen Waltroper Akteuren der Verwaltung, Politik, Kirche und Vereinslandschaft. Die Federführung des Arbeitskreises lag seither in Händen der Verwaltung.
Durch den stetigen und wachsenden Kontakt zur Stadt Görele entstand schon früh der Wunsch, eine Städtepartnerschaft eingehen zu wollen. Bewusst wurden jedoch die Entwicklungen in den Jahren 2008-2012 abgewartet, um die mögliche Städtepartnerschaft auf ein arbeits- und zukunftsfähiges Fundament aufbauen zu können.
In der 19. Sitzung des Rates der Stadt Waltrop am 29.11.2012, erst vier Jahre nach den ersten Überlegungen, wurde auf Antrag der SPD-Fraktion (Sitzungsvorlage Nr. 2009-14/0728) mit einer Gegenstimme (FDP) und 14 Enthaltungen (CDU) beschlossen, die Städtepartnerschaft mit der türkischen Stadt Görele einzugehen.
Im April 2013 gründete sich der „Deutsch-türkische Freundeskreis“ zu einem eingetragenen Verein mit dem Ziel (gemäß § 2 der Satzung) die Völkerverständigung in den Bereichen Jugend, Sport und Kultur sowie die Austausche zwischen Bürgerinnen und Bürgern auf privater Ebene zu fördern. Hierbei agiert dieser politisch und konfessionell neutral.
Anders als bei den bisherigen Städtepartnerschaften wurde die Bezeichnung „Deutsch-türkischer Freundeskreis e.V.“ bewusst allgemein gewählt, um die Akteurinnen und Akteure nicht auf die Städte Görele und Waltrop zu begrenzen.
Nähere Informationen erlangt man mit Klick auf die Facebook – Seite „Integration in Waltrop“ https://www.facebook.com/Integration-in-Waltrop-331003146…/…
Der nachfolgenden Übersicht sind die bisherigen Projekte unter Mitwirkung des „Deutsch-türkischen Freundeskreis (e.V.)“ sowie die Beziehungen zur türkischen Partnerstadt Görele zu entnehmen:
Projekte:
– Integrationsarbeitskreis (u.a. mit sprachlich, sozialer und
gesellschaftlicher Integration, Rucksackprojekt) (seit 2008)
– Café der Vielfalt
– Integrationskonzept (2011)
– „Völkerball“ (seit 2014)
– „Demokratie leben!“ (seit 2015)
– Umgestaltung von drei Partnerschaftsschildern der Stadt
Waltrop (2015/2016) auf Kosten des Deutsch-türkischen
Freundeskreises e.V. und der DITIB Gemeinde (jeweils 50%)
– Anschaffung eines Standschildes für den auf der Rathaus-
Wiese befindlichen Abrahamsbaum auf Kosten des Deutsch-
türkischen Freundeskreises e.V.
– 2008 Herr Ertuğrul Melikoğlu (ehemaliger Bürgermeister aus
Görele) besucht Waltrop
– 2009 Eine Waltroper Delegation besucht Görele
– 2010 Lehrer des THG fahren nach Görele, um eine
Schulpartnerschaft zu begründen
– 2011 Waltroper besuchen Görele
– 2012 Schüler und Schülerinnen aus Görele besuchen
Waltrop
– 2012 – 2014 ein EU-finanziertes Projekt “Leonardo-Da-Vinci
“ startet: Beteiligt sind u.a. das Berufskolleg Ostvest und eine
Schule aus Görele
– 2010 – 2014 private Besuche von Waltropern nach Görele
– 2014 Waltroper Schüler und Schülerinnen besuchen Görele
– 2015 Projektstart zwischen der Lebenshilfe Waltrop und der
“Görele Mesleki ve Teknik Anadolu Lisesi” – Besuch von
Schüler und Schülerinnen aus Görele
– 2016 Besichtigung des Schiffshebewerks mit vorwiegend
türkischen Mitgliedern des Deutsch-Türkischen-
Freundeskreises
Aus Sicht des Deutsch-türkischen Freundeskreises e.V. besteht aufgrund der geschilderten Entwicklungen kein Anlass, die Städtepartnerschaft zwischen Görele und Waltrop ruhend zu stellen.
Die deutsch-türkischen Beziehungen in Görele und Waltrop sind stark verwurzelt und wachsen stetig.
Der Vorstoß der CDU stellt aus unserer Sicht einen “Schlag ins Gesicht” all jener dar, die seither dafür einstehen, die deutsch-türkischen Beziehungen festigen zu wollen.
Wir werden nicht zulassen, dass ein sachfremdes Politikum (die “Erdogan-Aussagen” haben grundsätzlich nichts mit der Städtepartnerschaft an sich zu tun) die starken Beziehungen ins Wanken bringt und lehnen daher den Vorstoß der CDU entschieden ab. Die CDU hat sich seither aus der Integrationsarbeit ferngehalten – sie sollte es auch zukünftig so handhaben, insofern sie beabsichtigt Mauern zu bauen, anstatt Brücken zu schlagen.
Liz Brockmeyer
(Vorsitzende des Deutsch-türkischen Freundeskreises e.V.)