14. Mai 2020. „Dieses Jahr steht der Tag der Familie am 15. Mai ganz im Zeichen der Coronapandemie. Familien sehen sich vielfältigen Herausforderungen ausgesetzt: Manche sind auseinandergerissen; andere verbringen mehr Zeit miteinander, als ihnen lieb wäre, Konflikte werden sichtbar; für viele Familien in prekären Verhältnissen ist zudem die finanzielle Not groß“, so Caritas-Präsident Peter Neher. „Die Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wird einige Probleme graduell lösen, auch unsere sozialen Einrichtungen und Dienste, zum Beispiel in der Familienberatung, werden helfen und unterstützen. Für bestimmte Anliegen sind aber politische Entscheidungen notwendig, beispielsweise in Richtung bildungsferner Familien und geflüchteter Familien, deren Mitglieder voneinander getrennt sind“.
Zugang zu Bildung sichern
Viele Schulkinder und Jugendliche gerade aus einkommensschwachen und bildungsfernen Familien laufen angesichts der fortdauernden Quasi-Schließung der Schulen Gefahr, abgehängt zu werden. Es ist dringend notwendig, diese Familien mit Computern auszustatten und in ihre Kompetenzen zu investieren, damit die Kinder auch digital am Unterricht teilnehmen können. Der von der Bundesregierung hierfür beschlossene Zuschuss von 150 Euro ist wichtig, ist aber zu niedrig. Die Kosten müssen für Grundsicherungsempfänger in einer angemessen Form übernommen werden. „Die Bundesregierung muss das im Koalitionsausschuss angekündigte Sofortausstattungsprogramm Schulen jetzt zügig auf den Weg bringen. Jeder Tag, an dem nichts geschieht, ist ein verlorener Tag für die Bildungschancen der Kinder“, kritisiert Neher.
Die im Bildungs- und Teilhabepaket vorgesehenen Leistungen zur Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben von 15 Euro monatlich sollten zudem auf 30 Euro aufgestockt und für Bücher, Spiele oder Bastelmaterial verwendet werden können.
Damit sich die Bildungsungleichheit nicht verschärft, müssen sozial- und bildungsbenachteiligte Kinder bei der schrittweisen Öffnung der Betreuungs- und Bildungseinrichtungen möglichst schnell berücksichtigt werden.
Migration: Familienzusammenführung ist zum Erliegen gekommen
„Ich denke an diesem Tag auch an die vielen geflüchteten Familien, die coronabedingt nicht zusammenkommen können“, so der Caritas-Präsident weiter. „Schon vor Corona war der Familiennachzug langwierig und schwierig, durch die Schließung der Visastellen ist er zum Erliegen gekommen. Das heißt, dass Familienmitglieder, die schon lange getrennt sind, auf absehbare Zeit keine Aussicht haben, wieder zusammenleben zu können“.
Besonders dramatisch ist die Lage für minderjährige Geflüchtete, deren Eltern nicht nachziehen können. Nicht wenige von ihnen werden in den kommenden Monaten volljährig und verlieren somit den Anspruch auf den Nachzug ihrer Verwandten, auf den sie monatelang gewartet und gehofft haben.
„Viele Menschen kommen in verzweifelte Situationen“, so Neher. „Eine pragmatische Auslegung der Regeln durch das Auswärtige Amt kann hier aber Abhilfe schaffen – indem der Anspruch auf Familienzusammenführung bestehen bleibt oder bereits ausgestellte Visen verlängert werden, bis die Menschen tatsächlich nach Deutschland reisen können. So viel Humanität muss in dieser Zeit sein.“
Lesen Sie hier mehr zum Engagement im Migrationsbereich in Zeiten von Corona.
Herausgegeben von
Deutscher Caritasverband e.V.
Pressestelle
Redaktion:
Mathilde Langendorf (Verantwortlich)
Pressesprecherin