In ihrer Samstagsausgabe (09.01.2016) geht die Waltroper Zeitung noch mal auf die Informationsveranstaltung zur Belegung der Sporthalle am Akazienweg ein, wir berichteten darüber, die ja bekanntlich temporär als Flüchlingsunterkunft genutzt werden soll. Redakteurin Tamina Forytta fokussiert in ihrem Artikel auf eine emotional geprägte Debatte um die Flüchtlinge, die unter dem Eindruck der kriminellen, sexistischen und gewalttätigen Übergriffe in Köln und anderen Städten, stand. Viele der Anwohner befürchten nun Ähnliches und fragten die Sicherheitskonzepte der Stadt ab. Bürgermeisterin Moenikes appellierte an die Anwesenden, doch nicht alle Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen. Es würde auch darum gehen, Obdachlosigkeit zu vermeiden.
Daneben wurden allerdings auch Ansätze des Miteinanders deutlich. Ein Anwohner sprach unter Beifall davon, dass man in der Kettelersiedlung gute Nachbarschaft pflege und dies auch weiterhin so bleiben soll: „Wie können wir unterstützend wirken, wenn die Asylsuchenden jetzt unsere neuen Nachbarn werden?“.
Neben diesem Beitrag kommentiert Markus Wessling die Veranstaltung. Er macht zunächst seinem Ärger Luft und nennt die wohl teilweise vorgetragenen Feindseligkeiten gegenüber den ankommenden Menschen unerträglich: „Unerträglich sind manche Reaktionen auf das zeitweise Umfunktionieren der Sporthalle am Akazienweg zur Flüchtlingsunterkunft – in den vermeintlich „sozialen“ Medien und bei der Versammlung im Rathaus. Unerträglich ist, wie die Rathaus-Mitarbeiter, die ihr Mögliches tun, um der Situation Herr zu werden, beschimpft werden“.
Im Weiteren hebt er darauf ab, dass Waltrop wie jede andere Kommune in Deutschland Flüchtlinge zugewiesen bekommt, die die Stadt unterzubringen hat: “Es ist unsolidarisch, inhuman und weltfremd zu glauben, Waltrop könne sich dieser Verpflichtung entziehen“.
Mit diesen Argumenten werden drei Ebenen deutlich, die eigentlich auch Skeptiker/innen überzeugen müsste:
Man muss schon aus rein pragmatischen Gründen verhindern, dass die Ankommenden in die Obdachlosigkeit und existentielle Armut abrutschen. Niemand will sich sicherlich ein Szenario vorstellen, wo hunderte von bettelnden Menschen in der Innenstadt rumlaufen, die dort nachts in den Passagen mit Schlafsäcken campieren.
Zweitens gehört es doch auch zu unseren kulturellen Werten und den daraus resultierenden Erfahrungen, dass man nur über Integration und übers Aufeinander Zugehen, Vertrauen schaffen kann. Und damit auch Sicherheit.
Schließlich: In unserem demokratisch föderalen System wirken Kommunen, Länder und der Bund miteinander und haben ihre spezifischen Aufgaben, die zwar immer wieder auch neu verhandelt werden, die allerdings auch eine historische Errungenschaft sind, um die uns viele Andere beneiden. Wer damit nicht zurecht kommt, ist hier falsch. Wer Flüchtlinge verhindern möchte, muss sich gegen Kriege, Terror, Unterdrückung, Armut und wohl auch gegen den Klimawandel engagieren. Menschen, die vor dem sicheren Tod fliehen, lassen sich nicht durch Zäune aufhalten. Sorgen sind berechtigt. Man sollte aber damit rational umgehen und zwischen Hetzte und Fakten unterscheiden.
Neben diesen eigentlich direkt zugänglichen Argumentationssträngen, kann man seine Motivation Flüchtlingen zu helfen, aber auch aus diesen inhaltlichen Skizzen ziehen:
- weil es unser christliches Selbstverständnis ist,
- aus unserer humanistischen Tradition heraus,
- gesellschaftspolitisch, z. B. der Demografie wegen,
- kultureller Austausch und Weiterentwicklung,
- ökonomische Impulse, z. B. Abbau des Facharbeitermangels,
- weil Deutschland schon immer ein Einwanderungsland war und auf diese angewiesen ist,
- weil es unsere historische und damit moralische Pflicht ist,
- weil wir eine Welt sind.
Ergänzungen sind ausdrücklich erwünscht!