Als im April diesen Jahres die Waltroper Zeitung die Entscheidung des Rates, Maria Gaida-Greger und Heiner Fehlker zu Bürger des Jahres 2015 zu ernennen, auf ihren Online-Seiten veröffentlichte, kommentierte ein sogenannter „Dortmund-Fan“, so sein Nickname, den Klarnamen wollte er oder sie nicht verraten, den Ratsbeschluss so:
„Vielleicht sollte man solche Auszeichnungen zukünftig besser nicht jährlich vergeben, sondern nur noch dann, wenn sich wirklich auch herausragende Persönlichkeiten für eine solche Auszeichnung anbieten.“
Eloquenter kann man seine Abneigung von sozialem Engagement sicherlich nicht ausdrücken.
Solche Formen von anonymen bashing sind aber leider nicht neu. Das Internet, einst für sein demokratisches Potenzial hoch gelobt, scheint immer mehr zu einem Ort von und für empathielose(n) Frustbürger(n) zu verkommen. Auch hier in Waltrop, auf den einschlägigen Seiten im Internet. Wer diese öfter verfolgt, fühlt sich nicht selten in eine Zombie Landschaft versetzt.
Umso wichtiger wird so eine Auszeichnung, die jetzt letzten Freitag im Sitzungsaal des Rathauses zelebriert wurde. Sie ist eine Anerkennung für die vielen Aktiven, die sich mit ihren Möglichkeiten und in ihren freien Zeiten für Andere engagieren. Bürgermeisterin Monika Moenikes wies einführend darauf hin, dass allein in Nordrhein-Westfalen mehr als 5 Millionen Menschen ehrenamtlich aktiv sind. In den beiden Initiativen die hier geehrt wurden, sind laut Heiner Fehlker vom „Laden“, mehr als zweihundert Menschen tätig. Noch viele mehr sind es in den anderen Waltroper Vereinen und Initiativen. Gleich zwei weitere unterstützten lautstark die Veranstaltung: Die Chöre „Intermezzo“ und „Con-Takt“. Das macht deutlich, unsere Gesellschaft ist auf Solidarität aufgebaut, auch wenn wenn medial manchmal ein anderer Eindruck entsteht.
Denn „gemeinsam sind wir stark“, so Pastoralreferentin Hedwig Leser in ihrer Laudatio für die Geehrten, die zurecht darauf hinwies, dass beide Initiativen die gleichen Wurzeln haben. Aber wir sind nicht nur gemeinsam stark, sondern unsere Stärke ist das gemeinsam sein. Unsolidarische, hierarchische Gesellschaften, so zeigt es die Geschichte, habe keine Zukunft. Wer also Zukunft will, muss am Gemeinsamen arbeiten.
Das ist nicht konfliktfrei. Maria Gaida-Greger zeigte sich beispielsweise dankbar für ein Umdenken im Waltroper Rathaus: „Von anfangs geäußerten Sätzen wie ‚Wir haben es in den letzten 25 Jahren auch allein geschafft, die Flüchtlinge zu versorgen‘ oder […] die Bezeichnung ‚Gutmenschen‘, wenn jemand aus der Gruppe gemeint war“ ist man inzwischen abgekommen und für die Anerkennung der Arbeit gibt es viele eindeutige Indizien.
Sie nahm deshalb die Auszeichnung gerne an, „im Namen der gesamten Gruppe der Flüchtlingshilfe Waltrop“ und verwies darauf, dass wir noch lange nicht am Ende einer Entwicklung sind: „Eine Schülerin fragte mich kürzlich, ob die Flüchtlinge denn wohl hier bleiben würden. Ja, viele wollen bleiben, ihr Leben neu aufbauen, sich von uns integrieren lassen – das geht nämlich nur mit unserer Hilfe“.
In diesem Sinne brauchen wir noch mehr an Gemeinsamkeit.