Berlin, 23. Oktober 2017. „Es ist beschämend, dass in unserem reichen Land Kinder dauerhaft oder immer wieder neu in Armut leben“, macht Caritas-Präsident Peter Neher deutlich. Es sei bedrückend, dass eine aktuelle Studie die Ergebnisse des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung ebenso bestätigt wie die Erfahrungen des Beratungsalltags der Caritas: In Alleinverdiener-Familien, als Kind allein erziehender Mütter, in kinderreichen Familien und als Kind geringqualifizierter Eltern im SGB-II-Leistungsbezug hätten Heranwachsende in Deutschland signifikant schlechtere Teilhabechancen.
„Die Bekämpfung der Armut von Kindern und Familien gehört ganz oben auf die Agenda bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen“, fordert Neher. Es sei nicht nur dringend notwendig, den bürokratischen Kinderzuschlag als eigenes Sicherungssystem abzuschaffen und in ein einheitliches unbürokratisches Transfersystem zu integrieren. Widersprüche zwischen SGB II und Familienrecht müssten ausgeräumt, Brüche zwischen sozialhilferechtlichen Pflichten und dem Unterhaltsrecht müssten beseitigt werden.
Zudem müssten Eltern mit Problemen frühzeitig befähigt werden, für ein gesundes und gutes Aufwachsen ihrer Kinder sorgen zu können. Dabei sei es hilfreich, mit Eltern dort ins Gespräch zu kommen, wo sie bereits in Kontakt mit Beratungs- und Unterstützungsdiensten sind. „Wir brauchen in den Geburtsklinken eine flächendeckende Einrichtung und Finanzierung präventiver Lotsendienste, damit alle Eltern Zugang zu Frühen Hilfen erhalten“, fordert Neher.