BDP fordert Politik und Medien auf, Wege aus der Gewaltspirale zu suchen
Angesichts der gehäuften Gewalttaten in den vergangenen Tagen mahnt der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) an, dass wir nicht hilflos zuschauen sollen: „Wir als Gesellschaft, Politiker und Medien und auch als Psychologen können uns entscheiden, wie wir auf diese Ereignisse individuell und als Gruppe(n) reagieren“, erklärt BDP-Präsident Prof. Dr. Michael Krämer und stellt Folgendes zur Diskussion:
1. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Jeder Einzelne muss einen Weg finden, mit der aktuellen Bedrohungslage umzugehen. Ängste sind Schutzmechanismen und insofern berechtigt. Angst muss jedoch nicht zur Panik führen, sondern kann auch in überlegtes Handeln münden. Sich vorsichtig zu verhalten und sich um seine Angehörigen zu sorgen, ist richtig und wichtig. Dies bedeutet aber nicht, dass wir uns verkriechen.
2. Die intensive Darstellung von Gewalt bewirkt ein Abstumpfen gegenüber Gewalt. Die ständige Beschäftigung mit Gewalt kann eine Senkung der Hemmschwellen bewirken, bei denen, die Gewalt ausüben, oder auch bei denen, die Gewaltdarstellungen sehen. Machen wir uns diesen Zusammenhang bewusst, können wir uns fragen, ob wir in einer Welt voller Gewalt leben wollen, oder dem ein anderes Verhalten entgegensetzen.
3. Es gibt mehr Nachahmungseffekte, wenn der Abbildung von Gewalt in den Medien sehr viel Platz eingeräumt wird. Die besondere ethische Verantwortung liegt hier bei den Medien wie auch den politischen Akteuren. Gewalttaten können Anlass sein, sie für andere Zwecke zu instrumentalisieren.
4. Eine eng an den Fakten orientierte Diskussion kann einer überzogenen Emotionalisierung der öffentlichen Diskussionen entgegenwirken. Schwarz-Weiß-Malerei darf nicht das Bild bestimmen.
5. Der Staat hat das Gewaltmonopol, und die vorhandenen Gesetze sind ausreichend und zu beachten, um der Bedrohung entgegenzutreten.
6. Welche Folgen es hat, wenn Gewalt mit Gewalt vergolten wird, wenn demokratische Rechte weitgehend außer Kraft gesetzt werden und wenn Andersdenkende massiv unterdrückt werden, ist in anderen Teilen der Welt beobachtbar.
7. Prävention von Gewalt muss einen höheren Stellenwert als bisher bekommen. Psychologische Unterstützung in Schulen, für Eltern, die einen Rückzug und eine Radikalisierung ihrer Kinder erleben, in Flüchtlingsunterkünften kann wirksam Verzweiflungstaten verhindern. Es ist wichtig, dass wir frühzeitig die Ursachen erkennen, die Einzelne zu einer Gefahr für sich selbst oder andere werden lassen könnten. Nur dann kann man gegensteuern. Daneben kann jeder in seinem Umfeld dazu beitragen, dass Konflikte ohne Gewalt lösbar sind, und damit zeigen, dass wir trotz der Bedrohung handlungsfähig bleiben.