Caritas sieht Risiken sozialer Spaltung durch Armut, Populismus und Digitalisierung
Berlin/Osnabrück, 18. Oktober 2018. Die jüngsten gesellschaftlichen Entwicklungen zeigen deutlich die Ängste der Menschen vor sozialem Abstieg, vor Umbrüchen durch die Digitalisierung und ungleichen Bildungschancen. „Wir brauchen eine stärker präventiv ausgerichtete Armutspolitik. Den populistischen Strömungen müssen wir entschiedener begegnen. Und in der digitalen Transformation sollten alle Menschen die gleiche Chance auf Weiterbildung haben. Für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft ist das dringend notwendig“, fordert Caritas-Präsident Peter Neher heute zum Abschluss der Delegiertenversammlung der Caritas in Osnabrück.
Selbst in prosperierenden Regionen, in denen die Arbeitslosigkeit niedrig und das Wirtschaftswachstum hoch ist, verstärken sich die Ängste der Menschen. Auch hier feiern populistische Parteien Erfolge. „Gute Wirtschaftszahlen helfen nicht den Menschen, die am Ort keinen Kita-Platz für ihr Kind finden, die über die Hälfte ihres Einkommens für die Miete aufbringen oder trotz Rente oder Arbeit zur Tafel gehen müssen. Und manche dieser Menschen sind vom gesellschaftlichen Digitalisierungsprozess vollständig abgehängt“, unterstreicht Neher.
Mangelnden Teilhabemöglichkeiten, ob sozial oder digital, gelte es entschieden entgegenzutreten. Politik stehe in der Verantwortung Familien zu stärken, Kinder- und Altersarmut zu bekämpfen und das Rentenmodell zu reformieren. „Es wird eine Aufgabe sein, neue Bildungskonzepte für Schulen und lebenslanges Lernen zu entwickeln. Langzeitarbeitslose, Niedrigqualifizierte und ältere Menschen müssen über innovative Weiterbildungsmodelle auf die digitalen Prozesse vorbereitet werden“, so Neher.
Dabei müsse Sozialpolitik auch Netzpolitik sein, wenn sie die gesellschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung in den Blick nimmt und die Möglichkeit zur politischen Rahmensetzung eröffnet. Denn die Digitalisierung soll dem Menschen dienen.
Das Statement des Präsidenten finden Sie hier.
Vom 16. bis 18. Oktober haben rund 170 Delegierte aus dem gesamten Bundesgebiet über zentrale sozial- und verbandspolitische Fragen diskutiert. Der Delegiertenversammlung, dem höchsten Beschlussorgan des Deutschen Caritasverbandes (DCV), gehören Vertreter der Diözesan- und Orts-Caritasverbände, aus Fachverbänden und Ordensgemeinschaften an.