Katholischer Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus geht zum zweiten Mal ins Ruhrgebiet. Diesmal wurde das Caritas-Projekt „Sach wat! Tacheles für Toleranz“ geehrt.
Bei einem Festakt in der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Berlin wurde am 20.06.2017 der Katholische Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus verliehen.
Der mit 4.000 Euro dotierte erste Preis ging an das Projekt „Sach wat! Tacheles für Toleranz“des Diözesan-Caritasverbandes Essen. Die Initiative entwickelte Argumentationstrainings gegen fremdenfeindliche Parolen und zieht damit durch Kneipen im Ruhrgebiet. Einen Beitrag leistete außerdem „youngcaritas im Ruhrbistum“ mit seinen „Workshops gegen Hatespeech“ und dem Projekt „Flüchtlinge mitnehmen“.
Neben dem Angebot „Sach wat!“ der Caritas im Ruhrbistum ehrten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, und der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz und Juryvorsitzende, der Hamburger Erzbischof Dr. Stefan Heße, drei weitere Initiativen für ihr herausragendes, vom christlichen Glauben getragenes Engagement: Die Initiative „bleib.mensch“ aus Grevesmühlen in Mecklenburg-Vorpommern und den Helferkreis für Asylbewerber in Salzweg bei Passau. Mit einem „Sonderpreis Schule“ wurde das Projekt „K21mondial“ an den katholischen Schulen in Hamburg ausgezeichnet.
Insgesamt 130 Bewerbungen und Vorschläge für den Preis des Jahres 2017 hatte das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz entgegen genommen. Auch der vor zwei Jahren erstmals vergebene Preis war ins Ruhrbistum gegangen. Der damalige Preisträger, Prämonstratenser-Pater Oliver Potschien, Leiter des Sozialpastoralen Zentrums Petershof in Duisburg, war nun mit einigen jungen Flüchtlingen nach Berlin gereist, um an der diesjährigen Preisverleihung teilzunehmen.
In seiner Laudatio würdigte Kardinal Marx das breite gesellschaftliche Engagement gegen menschenverachtende Parolen: „Unsere Gesellschaft ist stark! Vielerorts stellt sie sich beherzt gegen all jene, die Ressentiments und Hass schüren. Und der christliche Glaube ist dabei häufig die entscheidende Motivation – an unseren vier Preisträgern zeigt sich dies auf beeindruckende Weise.“ Zugleich warnte er davor, fremdenfeindliche Straftaten zu verharmlosen: „Wo Asylsuchende, ehrenamtliche Flüchtlingshelfer, engagierte Lokalpolitiker, Angehörige religiöser und ethnischer Minderheiten fortwährend beschimpft und eingeschüchtert werden, wo sie um ihre Sicherheit fürchten müssen und Opfer gezielter Angriffe werden, da handelt es sich um Terror von rechts. Keiner, dem an unserer Werteordnung liegt, darf die Augen davor verschließen.“
Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck würdigte das Projekt der Essener Caritas: „Ich freue mich besonders, dass die Caritas unseres Ruhrbistums diese Ehrung erhält, weil sie sich für eine differenzierte Sprachkultur und gegen jegliche Verrohung der Sprache einsetzt“, sagte der Bischof, „wir alle können beobachten, dass strittige Diskussionen vor allem im Internet oft in einem unerträglichen, verleumderischen Ton geführt werden. Das Projekt ‚Sach wat! Tacheles für Toleranz‘ ermutigt dazu, klar Position für Menschlichkeit zu beziehen, wahrt dabei aber immer die Würde des Gesprächspartners. Das finde ich beispielhaft.“
Die Initiatoren des Essener Projekts Michael Kreuzfelder, seinerzeit Pressesprecher der Ruhr-Caritas und heute Caritas-Vorstand in Oberhausen, sowie Migrationsexpertin Dara Franjic fassten in Berlin ihre Eindrücke zusammen. „Wir haben gemerkt, dass sich Menschen gestärkt fühlten, die sich vielleicht sonst nicht getraut hätten, sich einzumischen“, resümierte Franjic. Zwischendurch sei die Arbeit im Projekt allerdings auch belastend gewesen: „Als unsere Webseite und unser Facebook-Auftritt von Hass überflutet wurden, da musste man schon schlucken – und weitermachen.“ Kreuzfelder sagte, die Preisverleihung zeige, wie viele Christinnen und Christen sich mutig und kreativ für Menschlichkeit einsetzten: „Am Ende sind wir doch einfach Brüder und Schwestern. So einfach ist das und doch manchmal so schwer.“