Cihat Senguel vom Deutsch-Türkischen Freundeskreis brachte es auf den Punkt: „Es ist ein Marathon“ und so eindrucksvoll das Statement der Waltroper Zivilbevölkerung mit weit mehr als 2000 Demonstrationsteilnehmenden letzten Samstag auch war, es kann nicht einmalig bleiben.
Wer gedacht hat, man könne die „Anschläge von Rostock und Lichtenhagen, von Solingen von Mölln, Hanau und Halle oder die schrecklichen NSU-Morde der 1990er und 2000er Jahre“ irgendwann mal als unrühmlichen Teil unserer jüngeren Geschichte abhaken, der hat sich geirrt. Die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus, mit Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, den faschistoiden Narrativen wird auch weiterhin unser Handeln bestimmen.
Doch wie mit welchen Strategien und Ressourcen ließe sich dies angehen? Wir werden auch zukünftig mit einer Ausweitung von kriegerischen Konflikten und damit einhergehend mit einer Zunahme von Flüchtlingsbewegungen rechnen müssen. Schon jetzt werden viele Menschen infolge der Vernichtung ihrer Lebensgrundlagen durch die Klimakrise gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Auch das wird zunehmen.
Man kann darauf keine einfache Antwort formulieren. Wer jedoch den Populismus entwaffnen will, muss die Zivilgesellschaft stärken. Demokratie und politische Teilhabe materialisieren sich im Infrastrukturellem des Lokalen. Daraus folgt zwingend die Notwendigkeit einer Stärkung der kommunalen Finanzspielräume und Schaffung sowie Stärkung der zivilgesellschaftlichen Teilhabe.
Die Flüchtlingshilfe Waltrop ist, neben vielen anderen Initiativen, eines dieser Projekte, das für eine solche nachhaltige Perspektive steht:
Man lernt die Wirklichkeit besser kennen, und lernt darüber Vorurteile und Ressentiments abzubauen und kann diese auch dem eigenen sozialen Umfeld vermitteln.
Man lernt die Komplexität der Themen kennen und wird darüber weniger empfänglich für einfache Ansichten.
Man tut was Gutes. Das hilft nicht nur den Menschen, sondern auch der Gesellschaft insgesamt, weil darüber Integration einfacher gelingt.
Und mit der Integrationsarbeit reduziert man nicht nur potenzielle Konflikte, sondern erspart dem Staat immense Gelder, die er für andere wichtige Aufgabe dann übrighat.
Allein in Waltrop dürfte die Arbeit der Flüchtlingshilfe bei der Job- und Wohnungssuche, bei der Hilfestellung bei Behördengängen, bei Anträgen, bei Schulbesuchen, durch die Arbeit der Kleiderkammer, durch die Vermittlung von Möbeln, Fahrrädern usw., der Stadt jährlich eine sechsstellige Summe einsparen.
All dies kommt dem sozialen und kulturellen Miteinander zugute, worüber Populismus sich praktisch widerlegen lässt.