Sichere Zugangswege und einheitliche Regelungen zum Schutz besonders gefährdeter Flüchtlinge notwendig
Berlin/Freiburg, 17. Juni 2016. „Besonders gefährdete Flüchtlinge und Vertriebene müssen besser geschützt werden“, fordert Caritas-Präsident Peter Neher anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni. Insbesondere auf der Flucht befindliche Mütter, schwangere Frauen und Kinder sind vielfachen Gefährdungen wie körperlicher Gewalt, finanzieller Ausbeutung und sexuellen Übergriffen ausgesetzt. „Die Flucht vor Krieg und Gewalt endet für allein reisende Frauen und Kinder allzu oft wieder in Gewalt. Die Täter sind teilweise Kriminelle und Menschenhändler, es sind aber auch Übergriffe von staatlichen Stellen wie Militär und Polizei dokumentiert. Nationale Regierungen müssen diese Gruppe vor Übergriffen besser schützen“, macht Neher deutlich.
Besonders drängend ist die Lage von Müttern und schwangeren Frauen auf der Flucht. Laut jüngst veröffentlichten Zahlen der Vereinten Nationen sind beispielsweise von den syrischen Frauen, die sich innerhalb und außerhalb Syriens auf der Flucht befinden, 430.000 schwanger. „Zu viele der schwangeren Frauen sind in dieser sensiblen Phase sich selbst überlassen. Sie leben unter schwierigsten Bedingungen und haben vielfach keinen oder nur unzureichenden Zugang zu medizinischer Versorgung“, beklagt Neher. Angst und Stress der Mütter hätten direkte negative Auswirkungen auf ungeborene Kinder. Vor diesem Hintergrund sei es nicht nachvollziehbar, dass selbst hochschwangere Frauen aus Syrien und dem Irak derzeit teilweise mehr als ein Jahr warten müssen, um im Rahmen der Familienzusammenführung einen Termin zur Beantragung eines Visums in einer deutschen Auslandsvertretung zu erhalten. „Die jüngsten Verschärfungen beim Familiennachzug erschweren zusätzlich, dass besonders gefährdete Angehörige in Sicherheit gebracht werden können“, so Neher.
Aber auch in Deutschland sind Frauen und Kinder nicht überall ausreichend vor Gewalt und Übergriffen geschützt. So fehle es in Flüchtlingsunterkünften immer wieder an wirkungsvollen Schutzmechanismen. „Es muss sichergestellt sein, dass Menschen nach einer langen, strapaziösen Zeit der Flucht bei uns einen sicheren Zufluchtsort finden“, fordert Neher. „Wir dürfen keinesfalls zulassen, dass Frauen und Kinder in Deutschland erneut Opfer von Gewalt werden“. Das Ziel müsse es sein, für alle Frauen und Kinder einen angemessenen Schutz sicherzustellen. Dazu sei erforderlich, bestehende Gefährdungslagen in Unterkünften zu analysieren. So müssen beispielsweise Toiletten und Duschen abgeschlossen werden können. Bewohner, Mitarbeitende und Ehrenamtliche müssen im Hinblick auf Übergriffe sensibilisiert werden. Bei Gewaltvorfällen müssen klare Abläufe etabliert werden. „Um einen flächendeckenden Schutz sicherzustellen, brauchen wir bundeseinheitliche und verbindliche Regelungen“, so Neher.