Berlin/Köln, 13. Oktober 2016. „Selten führte ein Thema wie die aktuelle Flüchtlingssituation zu einer so starken gesellschaftlichen Polarisierung. Dies zeigt sich auch in einer Verrohung der Sprache, die mit einem besorgniserregenden Anstieg der Gewaltbereitschaft zusammenkommt. Es ist Aufgabe der Politik, der Kirchen und der Zivilgesellschaft, die anstehenden Debatten um die Integration der Flüchtlinge ohne Scheuklappen zu führen, ernsthaft und sachlich“, fordert Caritas-Präsident Peter Neher zum Abschluss der Delegiertenversammlung, die gestern in Köln zu Ende gegangen ist.
In einer Demokratie gebe es keine andere Möglichkeit, als Fakten zu präsentieren und zu diskutieren. Zur Versachlichung gehöre auch, die in der Gesellschaft vorhandenen Sorgen und Ängste aufzunehmen ohne sie jedoch zu verstärken sondern um sich argumentativ mit ihnen auseinanderzusetzen. „Klar ist aber, dass Hass und Übergriffe niemals geduldet werden können“, betont Neher. Es müsse deutlich gemacht werden, dass eine vielfältige Gesellschaft ein Gewinn sei, ohne dass dies bedeute, dass alles einfach sein werde.
Auch die Caritas werde sich engagiert in die Debatte einmischen. So haben die Delegierten eine Initiative zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beschlossen, die 2018 starten wird. In einer älter werdenden Gesellschaft und im Zusammenhang mit Zuwanderung entwickeln sich neue Konstellationen, die auch Spannungen auslösen. Dabei gehe es auch um die Frage der gerechten Verteilung staatlicher und privater Ressourcen. „Um hier Antworten zu finden, ist das Vertrauen in einer Gesellschaft entscheidend, dass bei politischen Entscheidungen die Belange aller Gruppen in einen gerechten Ausgleich gebracht werden“, macht Neher deutlich. Auch die Caritas sei hier aufgefordert, in die Debatte Lösungsvorschläge und Konzepte einzubringen, was auch Thema der Initiative sein werde.
Vom 11. bis 13. Oktober haben rund 190 Delegierte aus dem gesamten Bundesgebiet über zentrale sozial- und verbandspolitische Fragen diskutiert. Der Delegiertenversammlung, dem höchsten Beschlussorgan des DCV, gehören Vertreter der Diözesan- und Orts-Caritasverbände, aus Fachverbänden und Ordensgemeinschaften an.