Wir sind im Krieg. Aber gegen wen? Wo ist Feindesland, wo Heimat? Was verteidigen wir, und zu welchem Preis? In einem Doppelabend aus zwei aktuellen Theaterstücken beleuchtet Anselm Weber in seiner vorletzten Bochumer Inszenierung unterschiedliche Facetten dieser drängenden Fragen:
Im Gewand eines Politthrillers verhandelt der amerikanische Pulitzer-Preisträger Ayad Akhtarmit „Die unsichtbare Hand“ („The invisible hand“) komplexe Themen: kulturelle Identität, Markt und Moral, Religion und Ideologie, Terror und Freiheitskampf. Entführt von einer Islamistengruppe, wird der amerikanische Investmentbanker Nick Bright im ländlichen Pakistan gefangen gehalten. Niemand, weder der amerikanische Staat noch sein Arbeitgeber, wird die Lösegeldforderungen der Entführer erfüllen. Verzweifelt schlägt Nick den Islamisten einen Deal vor. Es spielen Omar El-Saeidi, Heiko Raulin, Matthias Redlhammer und Samuel Simon.
In „Am Boden“ („Grounded“) berichtet eine junge US-Pilotin – gespielt von Sarah Grunert – wie sie nach der Geburt ihrer Tochter das Cockpit eines F-16 Kampfflugzeuges über der irakischen Wüste gegen den Steuerknüppel einer Kampfdrohne eintauschen muss. George Brants genau recherchierter Monolog ist ein eindrückliches Zeugnis vom „Drohnen-Krieg gegen den Terror“. Er erzählt davon, wie das ferngesteuerte Töten die Grenze zwischen Alltag und Krieg einstürzen lässt.
Die deutschsprachige Erstaufführung („Die unsichtbare Hand“) bzw. Premiere („Am Boden“) ist am 3. Dezember in den Kammerspielen.
Vor drei Jahren, im Dezember 2013, entwickelte Martina van Boxen zusammen mit jungen Erwachsenen aus Bochum, minderjährigen Flüchtlingen aus der ganzen Welt und Jugendlichen aus betreuten Wohngruppen das Tanz- und Theaterstück „Da-Heim“, das vor dem Hintergrund von Heimat, Familie, Flucht und Vertreibung vom Da-Heim-Sein erzählte. Die erfolgreiche Aufführung wurde 2014 zum Tanztreffen der Jugend der Berliner Festspiele eingeladen. Mit dem Nachfolgeprojekt „Über Gott und die Welt“ stellen sich Regisseurin Martina van Boxen, Choreograf Arthur Schopa und eine Gruppe junger Menschen jetzt den Fragen des Glaubens. Mithilfe des Tanzes und unter Einbeziehung biografischer Texte bezweifeln, hinterfragen und beleuchten sie das, was jeden Einzelnen von uns betrifft, die Welt verändern und prägen kann und doch schwer greifbar bleibt. Die Uraufführung von „Über Gott und die Welt“ ist am 1. Dezember im Theater Unten.