Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat am „Tag der Arbeit“ mit Blick auf die Integration geflüchteter Menschen und Asylsuchender deutlich gemacht: „Bildung kann nicht warten“. „Das Menschenrecht auf Bildung gilt für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen – ohne Ausnahme und ungeachtet ihres Aufenthaltsstatus‘. Alle Geflüchteten und Asylsuchenden müssen von Anfang an Zugang zu Bildung bekommen“, betonte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe während der Kundgebung am 1. Mai in Würzburg. Der „Tag der Arbeit“ steht unter dem Motto „Zeit für mehr Solidarität“. „Bildung ist der Schlüssel für eine gelingende Integration von Geflüchteten und Asylsuchenden in Deutschland. Die Pädagoginnen und Pädagogen in den Bildungseinrichtungen sind bereit, ihren Beitrag zu leisten und die großen Herausforderungen zu meistern. Sie erwarten jedoch zu Recht, dass Politik sie in ihrem Engagement mit zusätzlichen personellen und materiellen Ressourcen unterstützt.“ Insbesondere der Bund sei in der Pflicht, einen großen Teil der Kosten für die notwendigen Bildungsprogramme zu übernehmen.
„Neu zugewanderte Menschen sollen schnell die deutsche Sprache erlernen, um alle Bildungsangebote wahrnehmen zu können. Kitas, Schulen, Berufsschulen, Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen müssen jetzt so ausgestattet werden, dass Geflüchtete und Asylsuchende eine individuelle und bedarfsgerechte Sprachbildung erhalten“, betonte Tepe.
Mit Blick auf die Schulen sagte die GEW-Vorsitzende: „Wir erkennen an, dass die Länder viele zusätzliche Stellen für Lehrerinnen und Lehrer geschaffen haben, um den geflüchteten Kindern und Jugendlichen ein schulisches Angebot zu machen. Sie haben flexibel auf diese Herausforderung reagiert. Diese Anstrengungen müssen jedoch noch einmal verstärkt werden.“ Für gelingende pädagogische Arbeit – beispielsweise in Sprachlernklassen – solle eine Lehrkraft auf zwölf Kinder kommen. Von dieser Schüler-Lehrer-Relation, das belegen die Einstellungszahlen, seien die Länder jedoch noch ein gutes Stück entfernt – zumal nicht alle der geschaffenen Stellen besetzt werden konnten, die Kinder aber schon in den Schulen sind. Zudem wisse niemand, wie viele schulpflichtige Kinder und Jugendliche bereits in den Erstaufnahmeeinrichtungen, aber noch nicht in den Schulen angekommen sind. Und: Die Zahl der Kinder, die allein oder mit ihren Familien nach Deutschland fliehen, werde weiter steigen. „Deshalb muss personelle Vorsorge getroffen werden. Mehr Lehrkräfte müssen etwa für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) qualifiziert werden“, unterstrich Tepe.
„In der Tat: Es ist Zeit für mehr Solidarität. Es ist unsere humanitäre Aufgabe, verstärkt Solidarität sowohl mit den geflüchteten als auch mit den Menschen in unserer Gesellschaft zu üben, die Unterstützung benötigen. Wir müssen deutlich machen, dass Solidarität keine leere Worthülse ist und eine gelingende Integration aller Menschen in die Gesellschaft Grundlage des Zusammenhalts ist“, sagte Tepe.