Die Flüchtlingshilfe Waltrop beteiligt sich mit einem Infostand an dem diesjährigen CSD Waltrop am Samstag, 09. Juli, von 12.00 bis 20.00 Uhr vor dem Rathaus.
Wer fliehen muss, hat dafür gute Gründe. Dies gilt insbesondere für Flüchtlinge aus dem globalen Süden, die wegen ihrer sexuellen Identität diskriminiert werden. In zahlreichen Ländern droht lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen (LSBTI) Menschen Gefahr für Freiheit, Leib und Leben, nicht selten langjährige Gefängnishaft oder gar die Todesstrafe.
In Deutschland hoffen sie frei und sicher leben zu können, doch oftmals werden sie enttäuscht und erfahren wieder Gewalt, vor allem auch in den zentralen Flüchtlingssammelunterkünften. Gleichzeitig sorgt die erlebte und verinnerlichte gesellschaftliche Tabuisierung, Kriminalisierung und Marginalisierung dafür, dass viele LSBTI-Geflüchtete sich derart für ihre Identität schämen oder Angst vor Gewalt und Diskriminierung nach einem Outing haben, dass sie ihre Asylgründe während der Anhörungen nicht vorbringen.
Um dem entgegenzuwirken, müssten alle Geflüchteten frühzeitig informiert und dazu beraten werden, dass Verfolgung aufgrund sexueller Orientierung bzw. geschlechtlicher Identität ein Asylgrund ist, sowie darüber, dass LSBTI-Geflüchtete als besonders schutzbedürftige Gruppe ihren besonderen Schutzbedarf anmelden können. Solche Beratungsstellen werden allerdings weder vom Kreis noch von Waltrop angeboten.
Ein erster Schritt wäre, entsprechendes Informationsmaterial mehrsprachig anzubieten und die Mitarbeiter*innen der Stadt für dieses Thema zu sensibilisieren und zu schulen, um entsprechende Hilfestellungen anbieten zu können.
Waltrop ist darüber hinaus allerdings auch nicht gut in Sachen Integration aufgestellt:
– der AK Integration hat seit fast fünf Jahren nicht mehr getagt,
– ein*e Integrationsbeauftrage*r, laut der zu Beginn der Legislaturperiode beschlossenen Hauptsatzung (§4) vorgesehen, wurde immer noch nicht eingestellt,
– von den acht Aufgaben, die sich aus dem Bündnis „Sicherer Hafen“ entsprechend des Palermo-Apells ergeben, hat Waltrop gerade mal zwei abgearbeitet, und
– wie der Zehn-Punkte-Aktionsplan der Städte-Koalition gegen Rassismus umgesetzt wird, erfährt man leider nicht.
Es ist zwar wichtig, reicht allerdings nicht aus, den Ankommenden Wohnen und Essen anzubieten. Für eine nachhaltige Integration bedarf es mehr. Sie ist ein permanenter Prozess, eine gesellschaftlich umfassende Aufgabe und sollte mit der institutionellen Anbindung der zivilgesellschaftlichen Akteur*innen erfolgen, die in diesem Feld tätig sind. Unseres Erachtens mit einem Integrationsbeirat, der sich mit den gesellschaftlich und sozial Marginalisierten befasst und an der konzeptionellen, wie praktischen Integration mitwirkt und die kommunalen Aufgaben unterstützt.